Worte

Ich möchte Borten; ich möchte die Borten
sortieren. Ich möchte verstehen und nicht
verlieren. Nicht den Verstand, sonst gern viel,
aber nicht alles. Nicht alles auf einmal.
Die Fröhlichkeit der Gegner steckt an.
In Gesellschaft von Giraffen sind wir stumme Tiere.
Nicht Tiere, Vermieter von Überkommenem.
Doch so möchte ich nicht vollkommen,
verkommen und guten Muts sein,
ich möchte mit gutem Grund guten Muts sein.
Mutig bin ich, aber nichts weiter, was ich brauche.
Ich bin ein Zögerlicher und möchte die Borten
sehen können, die mich zur Ordnung rufen,
ich möchte sie wiederum auch zur Ordnung rufen:
Ruft mich nicht wegen Nichtigkeiten!

Er möchte die Borten verorten?
Nein! Ich möchte, dass die Wortspiele fort gehen
und das da lassen, was stimmt, damit ich
darin baden kann wie in Milch.

.. ich suchte etwas anderes und habe das gefunden ..

Das Aufhören im Wort ist ein langsamer Vorgang, der
erst von seinem Ende her, also lieblos, anfällt. Dann
sehen wir, wie die Zerstückung einer Mondscheibe an
die Zerstückung eines Daches fällt, aber das schlei-
fende Geräusch, das wir uns vorstellen, weil es das
Aufhören im Wort hervorruft und nicht in unserer
Vorstellung, hören wir nicht, wie es aufhört, noch den
Staub, den es wirbelt, wie er unerfahren zurückfließt,
noch den Rahn, wie er glost, weil ein Brennglas ihn
schiebt. Von seinem Ende her betrachtet; ist das Auf-
hören im Wort ein schmerzloser Abgang vom Ab-
schied des Haltens, also ein wortloser Zustand, der
aufhört, weil mit dem Wort das, was im Wort das
langsame Aufhören hervorruft, anzufallen aufgehört
hat.

(Oskar Pastior, Jalousien aufgemacht, 209)

Hari Crunch – Bring the Temple Home

Alles klar

Aha, ich verstehe

cereal to balance my day. aha, aber ich verstehe nicht. wenn wir über gaganess reden, dann müssen wir über müsli reden, denn das müsli redet mit mir. wobei mir nicht klar ist, ob alles klar nicht als frage gemeint war und aha, ich verstehe als antwort, oder ob es als eine einsicht zu lesen ist. hari crunchnah, hari hari.

.. ..

und nichtigkeit verdinglicht sich, vertinglicht sich, wie isses, isses  –
issesnüsch – hamm denn alle immer nurzutun? und tun, und tun ihr NUR?
was frage ist, was alles ist:   maschinenmürb, erwarte ich: jajajaja!
nenenenene! erwarte ich, erwarte ich, erwarte, dass ändert sich:: die nicht-
die nicht- die nicht- die nicht-ichkeit, es ist ja nicht gemacht für mich –
es ist das weiße, und das weiße wehrt sich nicht. le blanc souci – nun
hört auf mich und lasst mich nicht. verzweifelung, nene, das nicht,
nur wäre nicht, dass etwas ist, viel besser als dass gar nichts ist??? bitt!
bitt! bitt! so frage ich. verdinglicht nicht. es ist ja nicht. oder gar: NICHTS!
es ist nur so: WIE LANGE WARTETETETETETETTETETETETE ich? sehr.
und tut sich nichts. und tat sich nichts. und tit sich nachts. und nucht
sich tits. und selbst wenn gaga evil iss – dann ist doch gaga besser noch
als immer, immer, immer, immer, immer wieda, wieda, wieda:: nichts.
ich rate nichts, ich rate nichts, ich rate itzt: unterschätzt mir nicht,
die steigerung, die stufen der enttäuscherung und drauf hoch zugehn,
in den enttäuschungsturm. wo dann, würrrklisch einmal nichts mehr ist.
erinnert doch, was war doch itzt, wo dieses weiße war – und haben wollt,
gegen das nichts und gegen horden vollidioten! und nun, und nun???
jetzt lasst ihr mich, jetzt lasst ihr mich, und ihr lasst mich LLAALLLEIN!!!

.. neu aufkommen möbel ..

„Die Ordination des Hypnosearztes ist darum mit einer Vielzahl von neu aufkommenden Möbeln ausgestattet, die sich jeweils auf die besondere Lage des Patientenkörpers einstellen lassen. Die mechanisierten Formn der Chaiselongue, des Sofas, der Couch und des Fauteuils, wie sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (..) entwickelt und verfeinert werden, ermöglichen die Anpassung an möglichst viele Abstufungen zwischen Sitzen und Liegen. Der Komfort diser polyfunktionalen Patentmöbel stellt sich durch die ‚aktive Anpassung an den Körper und nicht durch passives Einsinken in Kissen‘ her. So verwenden manche Ärzte eigens konstruierte Hypnosebetten oder Fauteuils mit verstellbaren Rückenlehnen, um si enach der körperlichen Flexibilität ihrer Patienten justieren zu können.“
Aus: A. Mayer: Mikroskopie der Psyche. Die Anfänge der Psychoanalyse im Hypnose-Labor.

.. .. ein sehr gutes reagens .. ..

„Bei der Wiederaufnahme des Versuchs (d.i. aufschlüsselung der traumsymbolik, mr)  setzt Bleuler die Schreibmaschine, auf der er schreibt, als Instrument zur Aufdeckung seiner Komplexe ein. Als sicherster Indikator für einen versteckten Komplex gilt – in Analogie zum ‚Verschreiben‘, wo ein ähnliches Zusammenspiel von Motorik und Assoziationsvorgängen angenommen wird – das ‚Vertippen‘: ‚Solange man nicht sehr grosse Uebung hat, ist die Schreibmachine ein sehr gutes Reagens auf Complexe.'“ (Bleuler an Freud)

.. please come flying ..

oh, please come flying.. from brooklyn, over the brooklyn bridge, (Elizabeth Bishop an Marianne Moore) – on this fine morning, so ein feiner, prächtiger morgen, please come flying, bitte komm geflogen, in einer wolke glühend blasser (blass glühender) chemikalien, bitte komm geflogen, in the rapid rolling of thousands of small blue drums (tausend kleine blaue trommeln, ach!) – descending out of the mackerel sky (mit schäfchen) over the glittering grandstand (haupttribüne) of harbor water, please come flying, bitte komm geflogen.

whistles, pennants (wimpel) and smoke are blowing. schiffssignale, cordially, mit multitudes of flags, die fallen und steigen wie vögel all over the harbor (überallerhafen)  kommt sie schon geflogen? Enter: Two rivers, gracefully bearing countless little pellucid jellies (durchsichtige – nein, nicht doch sülzen, glänzender glibber.. wie denn noch, wie denn) in cut-glass epergnes with silver chains. The flight is safe; the weather is all arranged, ein sicherer flug, das vereinbarte wetter, die wellen in versen this fine morning: running. bitte komm geflogen, please come flying.

mit dem spitzen zeh of each black shoe, trailing a sapphire highlight, saphire blinkern, with a black capeful of butterfly wings and bon-mots, with weiß der himmel wie vielen engeln, riding on the Broad Black Brim, breiteblatzebrempe of your hat, please come flying, bitte komm geflogen.

bearing a musical inaudible abacus – oh, einen unhörbaren abakus, musik, a slight censorius frown, and blue ribbons, blaue schleifen, please come flying. fakten, tatsachen und wolkenkrater glint in the tide, manhattan is all awash with morals, sittlich geflutet, bitte komm geflogen, please come flying.

den himmel besteigen, an ihm (in ihm) empor, with natural heroism, über die unfälle (zufälle), above the malignant movies, the taxicabs and injustices at large (taxicabs and injustices at large!), while horns (hörner, hupen) are resounding in your beautiful ears, die gleichzeitig einer sanften (soften) unerfundenen (unerhört, erfindlichen) musik lauschen, fit for the musk deer, please come flying. bitte komm geflogen.

for whom the grim museums will behave (grimme museum sich höflich benehmen werden) like courteous male bower-birds, for whom the agreeable lions lie in wait auf den stufen zur public library, eager to rise, durch die türen folgen, mitzukommen in den lesesaal, please come flying. we can sit down and weep (hinsetzen uns, weinen); einkaufen gehen, or play a game of constantly being wrong (das sich-immer-täuschen-spiel, das stets-im-irrtum-spiel) with priceless set of vocabularies, or we can bravely deplore (tapfer beklagen), but please come flying. aber bitte komm geflogen.

with dynasties of negative constructions (dynastien negativer bauten?) darkening and dying around you, with grammar that suddenly dreht sich und scheint, leuchtet wie flocks of sandpipers (schwärme, strandläufer) fliegen, please come flying. bitte komm geflogen.

komm wie ein licht im white mackerel sky (himmel, weiße schäfchen), komm wie ein daytime-comet, helllichter komet, des helllichten tages komet, mittagskomet, mit einer, einem langen unnebulous (unnebulösen, entnebelten) train of words (wortspur) (streifen, wenn sie kondensieren sagt man streifen) (zug von worten) from Brooklyn, über die Brooklyn Bridge, an diesem fine morning, bitte komm geflogen, please come flying.

(aus der: invitation to miss marianne moore, von elizabeth bishop)

.. etwas anderes als die eigene schwere ..

„Erst wo eine abgegrenzte Gestalt sich selbst bewegt, kann von Trieb die Rede sein. Zwar bewegt sich auch ein Stein, solange er fällt, und sogar aus eigener Kraft, nämlich der der Schwere, die ihn nach unten fallen lässt. Aber von Trieb spricht man erst, wenn etwas anderes als die eigene Schwere einen Gegenstand bewegt, eine Kraft, die die Schwerkraft korrigiert.“  (türckes triebkapitel)

DEREN KEINES IHM GERADE EINFÄLLT

was verdinglichung sei. marxistisch gesehen? nein, früher. herr konjève kam vorbei und sagte: daseiendes, d.h. als köter, der sich nicht über sich selbst erhebt, um zu sich zurückkehren zu können… widerspruch! mein köter kommt stets zu sich zurück… zuweilen sogar zu mir! hegel löst das problem im abschnitt A des kapitels VI. Wir wollen sehen, was er dort sagt: UNTISCH. w-itte? sich vom nichts für eine gewisse zeit zu unterscheiden! untisch. ein schaubild. hunde könne es geben, aber keine tische. „das wesen des seins besteht im sein selbst und nur in ihm, ebenso wie das wesen des hundes einzig und allein im hund besteht (und darum kann es in diesem sein keine tische geben..).“ ha – wohl gibt es tische im sein des hundes. kontert konjève: absolute zerrissenheit. wer hat mehr? zauberkraft, die fingernägel wachsen eisern und in höchstgeschwindigkeit.

„Der Mensch ist diese Nacht, dies leere Nichts, das alles in ihrer Einfachheit enthält, ein Reichtum unendlich vieler Vorstellungen, Bilder, deren keines ihm gerade einfällt oder die nicht gegenwärtige sind. Dies [ist] die Nacht, das Innre der Natur, das hier existiert – reines Selbst. In phantasmagorischen Vorstellungen ist es ringsum Nacht; hier schießt dann ein blutig[er] Kopf, dort ein[e] andere weiße Gestalt hervor und verschwinden ebenso. Diese Nacht erblickt man, wenn man dem Menschen ins Auge blickt – in eine Nacht hinein, die furchtbar wird; es hängt die Nacht der Welt hier einem entgegen.“

eine badewanne und so wenig selbstvertrauen. die seiten gehen auf. kugelfisch, paginiert. nur eines seiner inneren organe sei gefährlich, für andere innere organe. vermehrung, warmes wasser. ein atem sein, mittenflut.

ich weiß jetzt, was es ist: brettwerdung ist es. es ist brettwerdung. und es sitzt in der mitte, oder oberhalb davon und schräg hinten. es ist da. und es bewirkt, dass nichts besser wirkt als schwerkraft, in dinglicher unwucht allerdings. kenne diese treppe. bin schon hinunter. und gehe wie auf dosen, mit technischen gelenken schlechter machart. verdinglichung ist eine schwere. angewiesensein hingetan und weggeholt zu werden. transport. spüren wie die dinge fallen. die dinge fallen schlecht, aber echt. sie fallen kante auf kante und in der zeit. es ist deutlich: poem for falling things. falsche materialien, die sich nicht aufhalten lassen. das zu übersetzen. trockene geräusche. plock. in etwa. unhohl, das heißt befüllt. kein etui. nur füllung. die kraft wird aufgebraucht, im fall schon. es liegt und nichts ist geblieben außer dem liegen. plock. plock.

ganz anders der köter. sein elastischer rücken, die pfoten, diese riesenpfoten rasen unter den schatten hindurch, schneller als das licht.

.. .. ..

„The categories for subjects are part of the problem. I have stressed kin making and family membership but rejected all the names of human kin for these dogs, especially the name „children“. I have stressed dogs as workers and commodities but rejected  the analogies of wage labor, slavery, dependend ward, and nonliving property. I have insisted that dogs are made to be models and technologies, patients and reformers, consumers and breedwealth, but I am needy for ways to specify these matters in nonhumanist terms in which specific difference is at least as crucial as continuity and similarities across kinds“. (Haraway, When Species Meet, p.66)

stuff/space

„However, minimalism has become the great, ironic conceit of the rich – the pretence of a lack of possessions. Walk down any impoverished Third World street, by contrast, and you’ll be struck by the maximalism of poverty – the laundry hanging across the pavement, the boiling pots, and the laden mules en route to market, the traders‘ wares spilling over the pavements, the noisy, sputtering vehicles, the stuff, everywhere. These are people without the means suavely to conceal their dependance on the clutter of goods, utensils and transport which, in their case, barely sustains them. Minimalism has become the signifier, in music as well as in art of capitalism’s pretensions to spirituality, rather than its lack of it, some discreetly enabled, airy form of super-being, in which „space“ rather than vulgar stuff is the thing.“ (david stubbs: fear of music)