„… Indes, wir kehren zurück zu der oben gemachten Bemerkung: ein DING ist es, sich dichten zu lassen und ein ander DING, sich selber zu dichten. Derjenige nämlich, der sich dichten lässt, hat auch einen bestimmt gegebenen Zusammenhang, in den er hineinpassen soll, und wird dergestalt nicht zu einem Worte, das keinen Sinn hat, weil es aus seinen Verbindungen herausgerissen worden ist. Für den Ironiker aber hat dieser Zusammenhang, den er etwas ihm Aufgehängtes nennen würde, keinerlei Giltigkeit, und da er nicht dazu gemacht ist, sich so zu bilden, dass er in seine Umgebungen hineinpasst, so müssen sich die Umgebungen nach ihm bilden, d.h., er dichtet nicht bloß sich selbst, er dichtet auch seine Umwelt. … … Indem nun der Ironiker dergestalt, mit größtmöglicher poetischer Freiheit, sich selbst und seine Umwelt dichtet, indem er solchermaßen ganz und gar hypothetisch und konjunktivisch lebt, verliert sein Leben alles Stetige und Zusammenhängende. Hierdurch versinkt er ganz und gar im Abgrund der Stimmung. Sein Leben besteht aus lauter Stimmungen. Nun kann allerdings das Stimmunghaben etwas sehr Wahres sein, und kein irdisches Leben ist so absolut, dass es mit dem darin liegenden Gegensatz unbekannt wäre. Doch in einem gesunden Leben ist Stimmung lediglich eine Steigerung desjenigen Lebens, das sich ansonst in einem rege und rührt. … … Aber der Ironiker ist Dichter, und daher kommt es, dass es, obwohl er wahrlich ein Spielball der Laune der Weltironie ist, doch nicht immer den Anschein davon hat. Er dichtet alles, dichtet Stimmungen mit. Um recht frei zu sein, muss die eine Stimmung unverzüglich von der andern abgelöst werden. Insofern es nun zuweilen geschieht, dass die Stimmungen einander gar zu verzweifelt ablösen und er also merkt, es gehe nicht ganz mit rechten Dingen zu, so dichtet er. Er dichtet, er sei es selber, der die Stimmungen hervorrufe; er dichtet so lange, bis er geistig so gelähmt und gebrochen ist, dass er das Dichten bleiben lasst. Deshalb hat die Stimmung selbst für den Ironiker keinerlei Wirklichkeit, und er macht seiner Stimmung nur selten anders Luft als in Kontrastgestalt. Seine Trauer birgt sich in des Scherzes vornehmem Inkognito, seine Fröhlichkeit ist eingehüllt in Klagelauten. Bald ist er auf dem Wege zum Kloster, unterwegs besucht er den Venusberg; bald auf dem Wege zum Venusberg, unterwegs betet er in einem Kloster. Auch das wissenschaftliche Streben der Ironie geht in Stimmung auf. Dies tadelt Hegel … “
Kierkegaard: Über den Begriff der Ironie mit ständiger Rücksicht auf Sokrates (Hervorhebungen von mir)
so. folgendes forschungsfeld:
stimmung. das gestische. antispeziezistische stimmungsgesten als zwar nicht sichtbare, aber dennoch materielle wesen im raum. dengeln. das unsichtbare, was zwischen dem verstehen ist – und seinem objekt. das was am unverständnis besser ist. so. stein. kommunikation mit dingen. mithilfe von dingen. anti-kommunikation dito. wege als kerben. aber nicht im raum. die beugung der zahlen. je nach verwendung. was ist besser? ich stelle unverständnis her. früher hatte die blockade noch eine würde! hat sie noch immer. hat sie nicht. hat sie doch. ich möchte gerne: kapern. sie meinen doch schon wieder: entern. sie haben ihren Mut verloren. dazwischen! ha! dazwischen aber: gestisch. gestisch. gerührt. weggeworfen avant la lettre. was war dann wegwerfen, vor dem letter? was denn? leitern ins publikum und bis nach hinten durchgereicht. ALASKA! ALASKA! ALASKA. die verwertung wurde zum problem, wir waren die letzten von einhundertzehn, und sahen unseren proviant zur neige gehn. totale verwertung. jetzt aßen wir sogar die federn und rauchten das seegras aus den schuhen der verstorbenen. unermüdlich heulte der sturm. freddie fragte zum wiederholten male: Sie zitieren häufig Hugo. Sie lieben ihn wohl?
„Insofern es nun zuweilen geschieht, dass die Stimmungen einander gar zu verzweifelt ablösen und er also merkt, es gehe nicht ganz mit rechten Dingen zu, so dichtet er.“
tut er das dann schon? das sich verzweifelte ablösen der stimmen. totale verwertung. nicht mein ding.
die rechten und die unrechten dinge des dichtens.
ist das gelungene das feind von dichtung, wie es neulich mal micki maus bei anh bloggte?
‚everything means nothing to me‘. alles im gedicht ist mir gleich. die totale verwertung. wo bleibt da die epiphanie?
nunununu, wie unterscheiden? das wäre die erste frage. wie? handelt es sich um erdichtete stimmungen (im dienste der dichtung) – oder stimmt der affekt? — — „wir“ gehen von einer komplexität aus, einer vervielfachung sowohl des lyrischen als auch des empirischen ichs, was gleichermaßen eine multiplikation der welthabe sowie der wahrnehmung miteinschlösse – doch wo wäre ich, wenn ich wäre? ja. oder was wäre ich, zB frau oder pastor oder hirte oder untermieter eines geliehenen affekts, der mir aufgrund seiner weitläufigkeit meinen häuslichen affekten überlegen scheint? wessen grill hab ich denn eben angefacht??? – aber „überwältigung ist keine lösung“. ich kann nicht vom letztbegründungszusammenhang der überwältigung ausgehen, wenn ich mich nicht einer finsteren industrie unterwerfen will.
und sicherlich ist das gelungene NICHT der feind der dichtung. nein. aber ebensowenig wie das misslungene der feind der dichtung ist. man kann sich nicht auf nur eine seite schlagen. und wenn das gelungene der feind der dichtung wäre, dann wäre die dichtung MEIN FEIND. aber hallo. misslingen würde ich dann lieber in weniger affektuell bezirzten bezirken, wie zum beispiel, äh, – schwer zu sagen, wird mir gerade klar – ich meine nur: die würde des scheiterns, davon hat man gerne gesprochen vor circa 10 jahren.. heute machen ja alle mit beim scheitern, makrokosmisch. wenn das scheitern nicht mehr subkultur oder beckett ist, dann muss man die kugel anders werfen, wahrscheinlich.. misslingen würde mir gern mal ein kuchen. sage ich jetzt, der vollständigkeit halber, was aber auch daran liegt, dass ich nur sehr ungern mit teig hantiere und auch kein interesse am warten bei gleichzeitigem aufsteigen von süßen düften haben, wonach ich mir die zuckerstarrenden haare waschen muss, in der häuslichkeit meiner dusche. ein kuchen ist natürlich keine katastrophe. aber wenn wir von katastrophen reden würden, dann würden wir sicherlich auch nicht mehr von stimmungen reden.
STIMMUNGEN sind ja in gewisserweise luxuriös, genauso wie die DEPRESSIVE VERSTIMMUNG ein luxus ist, verglichen mit der DEPRESSION, aber da sind wir dann schon wieder bei den Yorkshire-Men angekommen, und bei der überbietung dessen, was an schrecklichem auch noch möglich gewesen wäre, das wird uns nicht zu einer zufriedenstellenden erkenntnis über den zusammenhang von „“geschehenlassen, ertragen und herstellen von stimmungen im dienste von dichtung“““ führen.
hinzukommt, dass die passage dem kierkegaardschen treatment über die ironie entnommen ist, sicherlich ist ironie ein kühler luftzug, in dem ich mich breite, in der distanz zu mir selbst, froh darüber erkennen zu dürfen, dass es distanzen gibt, zuweilen ist sie aber einfach nur kalt sowie blöd. und von oben herab.
„handelt es sich um erdichtete stimmungen (im dienste der dichtung) – oder stimmt der affekt?“
dichtung als affektenlehre? press-saft deiner launen? ich ich ich? nur gut, dass sich alle drei unterscheiden und vielfach teilen?
das klingt jetzt harsch. ich sehe ja die verlängerung, doch spielt sie nicht jojo?
ich frage mich, ist es nicht oft eine unterbietung dessen, was an schrecklichem tatsächlich ist, wenn man den luxus der stimmungen dichten lässt?
oder ist das nur eine verstimmung, die mich so fragen lässt?
„wenn das scheitern nicht mehr subkultur oder beckett ist, dann muss man die kugel anders werfen“
genau darum geht es!
wie scheitert es sich denn dazu heute anders?