… Formulary for a New Urbanism …

„The districts of this city could correspond to the whole spectrum of diverse feelings that one encounters by chance in everyday life.

Bizarre Quarter — Happy Quarter (specially reserved for habitation) — Noble and Tragic Quarter (for good children) — Historical Quarter (museums, schools) — Useful Quarter (hospital, tool shops) — Sinister Quarter, etc. And an Astrolarium which would group plant species in accordance with the relations they manifest with the stellar rhythm, a Planetary Garden along the lines the astronomer Thomas wants to establish at Laaer Berg in Vienna. Indispensable for giving the inhabitants a consciousness of the cosmic. Perhaps also a Death Quarter, not for dying in but so as to have somewhere to live in peace — I’m thinking here of Mexico and of a principle of cruelty in innocence that appeals more to me every day.

The Sinister Quarter, for example, would be a good replacement for those ill-reputed neighborhoods full of sordid dives and unsavory characters that many peoples once possessed in their capitals: they symbolized all the evil forces of life. The Sinister Quarter would have no need to harbor real dangers, such as traps, dungeons or mines. It would be difficult to get into, with a hideous decor (piercing whistles, alarm bells, sirens wailing intermittently, grotesque sculptures, power-driven mobiles, called Auto-Mobiles), and as poorly lit at night as it was blindingly lit during the day by an intensive use of reflection. At the center, the “Square of the Appalling Mobile.” Saturation of the market with a product causes the product’s market value to fall: thus, as they explored the Sinister Quarter, children would learn not to fear the anguishing occasions of life, but to be amused by them.“

from: Formulary for a New Urbanism, by Ivan Chtcheglov

das wunder der selbstbeeinflussung: der fall des demonstrators B.

„… Am erstaunlichsten waren aber die Fähigkeiten des quergestreiften Zwerchfells. Während sich für gewöhnlich dieses Muskelsegel bei der Atmung beiderseits gleich auf- und abwärts bewegt, ohne dass wir alle seine Bewegungsmöglichkeiten beherrschen könnten, hob es sich bei B. plötzlich auf Absicht hin links steil in die Höhe, um rechts ebenso steil abzufallen, so eine schiefe Ebene bildend, auf der das Herz mit einer drehenden Bewegung abwärts glitt. Die Abwärtsverschiebung des Herzens, wie sie sich leicht durch Beklopfen der Brustwand und mittels Durchleuchtung feststellen ließ, betrug volle 6-8 cm. …“ (so alfred brauchle: hypnose und autosuggestion)

ps: bei wilhelm lehmann schwillen die quitten.

pps: wobei, ich übertreibe, es ist nur eine: „Die Quitte schwillt.“
(gelber band gedichte, s. 29)

… toujours l’amour …

„Hierauf begannen alle Adventisten Berlins, von der Nähe des Weltendes überzeugt, die ‚Prager Diele‘ häufig zu besuchen. Was ist Durow äußerlich? Ein Artist? Ein Tierpsychologe? Hier aber nahte, die Berechnungen der Komintern und die amerikanischen Anleihen außer acht lassend, das Weltende (zuguterletzt Schorle-Morle).

Wenn man sich daran erinnert, dass ‚Schorle-Morle‘ die deutsche Transformation des Generalstaats ‚Toujours l’amour‘ der Epoche der Napoleanischen Kriege ist, so wird ein derartiges Ende jedermann, selbst dem Maler Nathan Altmann annehmbar erscheinen. Doch nein, dieser wird dennoch sich nicht einverstanden erklären. Das Ende beunruhigte ihn überhaupt. Eschatologie ist ihm im tiefsten Grunde fremd. Er kaufte sich ein Motorrad und ließ sich mit ihm fotografieren. Doch zog er es vor, nicht darauf zu fahren. Ich glaube, dass das Motorrad sich durch eine unangenehme Stimme auszeichnete, während Altmann eine selten musikalische Natur ist. Lissitzky – der wäre darauf gefahren. Er hätte sich das Genick gebrochen, wäre aber gefahren. Wie sollte er auch anderes – Konstruktivisimus. Selbst im Café befasste er sich fortwährend mit Erfinden. (..) ‚Ein perfektes Paradox!‘

Diese treffende Definition ließe sich erweitern. Die Konstruktivisten ließen sich durch rein dekorative Locken verblenden, indes der Formalist Viktor Schklowski, das Café mit Tschechowchen Pausen, ja sogar mit Uhrenticken, ja sogar mit dem Rascheln eines sterbenden Obstgartens füllend, die ganze Seele, das ganze Innere, den ganzen verfluchten ‚Inhalt‘ aus sich herausblies: ‚Niemand liebt mich!‘

Das war selbstverständlich eine Metapher, den Schkowski wurde von vielen geliebt. Die Inhaberin der Familienpension, Frau Marzah, duldete demütig alles: den Formalismus, nächtliche Referate mit Debatten, selbst die Farbtube des Malers Tereschkowitsch und als letztes die Überliebe, etwas was vom Apostel Paulus kommt.“

Ehrenburg: Die russische Dichterkolonie im Café Prager Diele (1922-1923)

… und in Spanien tausendunddrei …

„Auf diese sterblichkeitsbedingte Endlichkeitslage – auf die Vergänglichkeieit – antwortet die Hermeneutik; denn Hermeneutik ist Festhalten dort, wo man nicht festhalten kann: dort muss man eben etwas statt dessen tun, nämlich interpretieren. Dabei ist der Festhaltungsversuch durch antiquarisierendes Interpretieren – durch Sammeln – eine ebenso symptomatische wie hilflose Gebärde: denn es reicht hierbei nicht aus, wenn man da Antiquaria sucht und – etwa – in Deutschland hunderte findet >und in Spanien tausendunddrei<*. Aber dieses antiquarisierende Interpretieren ist ohnehin nur der extreme Grenzfall dessen, was – als Replik auf Vergänglichkeit – die Interpretation normalerweise leistet: nämlich die Rettung der Verständlichkeit von Dingen und Texten in neuen Situationen (in sekundären Kontexten), an die sie sie anpasst.“

* Es gibt nicht nur den erotischen Don-Juanismus und den Don-Juanismus bei der Psychiaterwahl, sondern auch einen Don-Juanismus des Antiquarisierens: er ist ein Mitmotiv bei der Genesis des Museums.

Odo Marquard: Frage nach der Frage, auf die die Hermeneutik die Antwort ist

… the only thing …

“ … By this I mean this. The only thing that is different from one time to another is what is seen and what is seen depends upon how everybody is doing everything. This makes the thing we are looking at very different and this makes what those who describe it make of it, it makes a composition, it confuses, it shows, it is, it looks, it likes it as it is, and this makes what is seen as it is seen …

… Beginning again and again is a natural thing even when ther is a series.
Beginning again and again and again explaining composition and time is a natural thing …

… The composition is the thing seen by every one living in the living that they are doing, they are the composing of the composition that at the time they are living is the composition of the time in which they are living. It is that makes living a thing they are doing …

… The only thing that is different from one time to another is what is seen and what is seen depends upon how everybody is doing everything. This makes the thing we are looking at very different and this makes what those who describe it make of it, it makes a composition, it confuses, it shows, it is, it looks, it likes it as it is, and this makes what is seen as it is seen …

(Stein: Composition as Explanation)

.. die scheinbare Endlosigkeit der Kur ..

“ … E. hat endlich mit einer Abendeinladung in meinem Hause seine Laufbahn als Patient beschlossen. Sein Rätsel ist fast ganz gelöst, sein Befinden vortrefflich, Wesen ganz verändert, von den Symptomen ist derzeit ein Rest geblieben. Ich fange an zu verstehen, dass die scheinbare Endlosigkeit der Kur etwas Gesetzmäßiges ist und an der Übertragung hängt. Es lag nur an mir, die Kur noch weiter fortzusetzen, aber mir ahnte, dass dies ein Kompromiss zwischen Krank- und Gesundsein ist, den sich die Kranken selbst wünschen, auf den der Arzt darum nicht eingehen soll. Der asymptotische Abschluss der Kur, mit im Wesen gleichgiltig, ist immerhin eine Enttäuschung mehr für die Außenstehenden. Ich behalte den Mann übrigens im Auge … “ (Freud an Fließ, 16.04.1900)

.. das tier, auf dem ich ritt ..

… und kein tier war bei mir außer dem tier, auf dem ich ritt. und in der nacht ging ich hinaus durch das tal-tor, bis vor die schakal-quelle und zum mist-tor hin, wobei ich die mauern jerusalems prüfte, die niedergerissen waren, und seine tore, die vom feuer verzehrt waren. und ich ging hinüber zum quell-tor und zum königsteich, und es gab keinen raum zum durchkommen für das tier, auf dem ich ritt …

das .. das .. das .. das ..

dasdasdas
das erinnert mich, das erinnert dich, das erinnert mich, das erinnert dich, das erinnert mich, also mich erinnert das, ich erinnere mich, das erinnert dich, das erinnert mich, das erinnert dich, ich erinnere dass, das erinnert mich, das erinnert dich, also, dich erinnert, dass, ich erinnere mich, das erinnert mich, dich erinnert das, das erinnert mich, das erinnert dich, ich erinnere das, das erinnert mich, das erinnert dich, das erinnert mich, das erinnert dich, das erinnert mich, das erinnert dich, mich erinnert nicht, das erinnert mich, ich erinnere nicht, das erinnert dich, das erinnert mich, das erinnert dich, ich erinnere dich, das erinnert mich, das erinnert dich, das erinnert mich, mich erinnert das, ich erinnere mich, dich erinnert das, dich erinnert mich, ich erinner mich, das erinnert dich, mich erinnert, dich, dich erinnert, dass, mich erinnert, was

… dohdoh …

… dingalton – zögern, zeit gewinnen / dingi – hoffnung / dingolih – jedes ding / dingon – dingen, sprechen, verhandeln, vereinbaren / dingsezzi – bestimmung / dingstellari – gerichtsdiener / dingwati – toga / dinstar – düster / dinunhalb – deinerseits / diodraft – demütig / diohbrato – schenkel, hachse / diohfano – lendentuch / diohho – schlafgemach / dioskenkil – oberschenkel / dirlizzi – kornelkirschbaum / disko – schüler, jünger / distilfogal – distelfink / dofta – ruderbank / dohdoh – obgleich, obschon, wenn auch …

ss’unbetrunknes blumle

ich hättendamaln modell. von wassen, von wassen, von wassen?
ich hättendamaln modell, von miner nüchternheit spassen.
hierobn hatts morgen, hieruntn hats über, und hieruntn drüber
hats murkige mieder. murkige mieder. und pellen uss flieder.
gwaltge pellen uss flieder. tricksen triebriemend beschleunt!
s’issem ooge ien weide, d’iss im suezstn honge ien heumchen.
s’isserer schaltungst gerunge, iss knöpple fier unumgefunge,
misst drikkenst, misst hebelst, misst blinkenst, misst runde.
winnst sprengstu’us untiefenst brunnle, ss’unbetrunknes blumle.

DIE WÜSTE HAT ZWÖLF DING

Die woestin hat zwoelf ding

Du solt minnen das niht,
du solt vliehen das iht,
du solt alleine stan
und solt zu nieman gan.
du solt sere unmuessig sin
und von allen dingen wesen vri.
Du solt die gevangenen enbinden
und die vrien twingen.
Du solt die siechen laben
und solt doch selbe nit haben.
Du solt das wasser der pine trinken
und das fúr der minne mit dem holtz der tugende entzúnden.
So wonestu in der waren wuestenunge.

(Mechthild von Magdeburg)

stufenleiter des seins

augustinus entdeckte darin die antwort auf die alte frage: „wenn gott alle dinge schuf, warum schuf er sie nicht alle gleich?“, in dem er plotins gedankengang in ein epigramm von sechs worten zusammendrängt: Non essent omnia, si essent aequalia – „wenn alle dinge gleich wären, dann würden nicht alle existieren; denn dann gäbe es nicht die mannigfaltigkeit der dinge, aus denen die welt besteht, und die vom höchsten wesen zum zweithöchsten und so fort bis zu den niedrigsten geschöpfen herabreicht.

wir sehen hier: die schöpfung als leiter … „dass wir von ihnen, wie von einem gefährt zum erschauen des höchsten gottes hinaufgezogen werden“… das sei aber nun mühsam, zu beginnen bei der hefe des seins – „um von dort aus in kontinuierlichem fortgang die immer komplexeren formen des pflanzlichen lebens zu durchmessen, von dort zu den zoophyten zu gehen, dann zu den schalentieren, zu den fischen, von dort zu den höheren tieren und so fort durch alle einzelnen stufen der hierarchie der natur, wie das mittelalter sich diese vorstellte, um am ende noch die ordnungen der engel zu durchqueren.“

(aus lovejoys großer kette der wesen)