a) black door
der wunsch, eine schwarze tür schwarz anzumalen: angespannter minimalismus. denke an das raumschiff, das so schwarz war, dass man es nicht sehen konnt – und dessen oberfläche so glatt, dass sie keinerlei widerstand bot. die hand glitt hinein, hindurch, stürzte hindurchlangend (ein dunkler sturz) nach elsewhere, der rest stolperte nach. man fand die tür nicht. fand sie nicht. anfangs. nicht aber greifen wir hinüber durch eine schwarze tür (und die finger in der schwarzen angel, der nagel wird? wie wird er? schwarz!!!) – und doch zitiert didi-huberman zu anfang seines buchs „was wir sehen, blickt uns an“ eine passage aus dem ulysses, in der die finger durch das tor gehn:
„Grenze des Diaphanen in. Wieso in? Diaphan, adiaphan. Wenn man seine fünf Finger hindurchstecken kann, ist’s ein Tor, wenn nicht, eine Tür. Schließ deine Augen und schau!“ (shut your eyes and see).
Didi-Huberman kommentiert: „Nun beginnen wir zu verstehen, dass jedes sichtbare Ding, so ruhig und neutral es dem Schein nach auch sein mag, unausweichlich wird, wenn es von einem Verlust getragen wird – und sei es durch eine einfache, aber zwingende Ideenassoziation oder durch ein Sprachspiel-, und uns von daher anblick, uns betrifft, heimsucht. (..) Öffne deine Augen, um zu spüren, was du nicht siehst, was du nicht mehr sehen wirst – oder vielmehr um zu spüren, dass das, was du nicht mit aller (sichtbaren) Evidenz siehst, dich dennoch als ein (visuelles) Werk des Verlusts anblickt.“
Was passiert, wenn Sehen Verlieren heißt? – so lautet die frage, die didi-huberman im folgenden den weg weist.
Es geht um visuelle Objekte, die den Verlust, das Verschwinden der Dinge oder der Körper zeigen – und er schließt an: „Das heißt Dinge, die von ferne zu sehen und von nahem zu berühren sind, Dinge, die man befühlen will oder nicht befühlen kann. Hindernisse, aber auch Dinge, aus denen heraus oder in die man hinein kann.“
(ich erinnere kurz an den zwangsmantra-artigen wunsch, eine schwarz gestrichene tür schwarz zu streichen, allerdings wissen wir noch nicht, ob die tür von innen oder von außen schwarz gestrichen wird – wobei undurchsichtig bleibt, ob eine der beiden positionen des schwarzstreichens besser oder schlechter ist als die andere, vielleicht bleibt sich alles gleich, ich ahnes schon: wenn ich eine schwarze tür schwarz anmalen will, spielt es keine rolle von welcher seite aus ich dies tue oder zu tun wünsche.. (ich gebe es preis) .. die wiederholung tut ein übriges in sachen undurchsichtigkeit.. i see your black door and i want to paint it black – ich sehe diese (nein, deine) schwarze tür, ich kann sie nicht öffnen oder schließen, aufbrechen oder zuschlagen, aber ich kann sie schwarz streichen, schwärzer noch, vielleicht so schwarz, dass ihr irgendwann die eigenschaften des oben bereits genannten raumschiffs zukämen: so dass man sie nicht mehr sähe und hindurchgriffe, mit fünf fingern, dann vielleicht auch mit den armen, dem kopf, dem brustkorb.. der rest ist bekannt. doch dazu muss eine alte frau lange streichen.)
weiter im text: „Das heißt, Volumen mit Leerräumen. Präzisieren wir noch einmal die Fragestellung: was also wäre ein Volumen – ein Volumen, das bereits ein Körper ist – , das im gleichsam Wittgensteinschen Sinne des Wortes den Verlust eines Körpers zeigen könnte? Was ist ein Volumen, das Leere in sich tragen, zeigen würde? Wie zeigt man Leere? Und wie macht man aus diesem Akt eine Form – eine Form, die uns anblickt?“
Soweit Didi-Huberman: Was wir sehen blickt uns an. Zur Metapsychologie des Bildes. Seite 18. und davor.
wie man aber von einer mehrfach schwarzbemalte schwarzen tür zu den objekten eines donald judds beispielsweise kommt, bitte ich dem nachfolgnden kapitel „Das Dilemma des Sichtbaen oder das Spiel der Evidenzen“ zu entnehmen. stellen Sie sich vor: Sie bemalen die schwarze tür solange mit schwarzer farbe, schichten, schichten, schichten, bis vor der tür (immer vor der tür, ganz gleich ob innen oder außen) ein schwarzer farbkörper entsteht, beinah kongruent mit der größe der tür, etwas kleiner vielleicht, jenachdem auf welcher seite der tür Sie sich befänden. dieses objekt, diese spezifische, in demut und beharrlichkeit und bei unendlichen farbvorräten entstandene objekt, dicht, schwer, unvermittelt, isoliert, theatral, expressionistisch, unbeherrscht und beunruhigend und MINIMAL – als variable einer situation, als erfahrung des dauerns – ist ein minimales objekt. als würde ich meinen sarg von innen solange schwarz anstreichen, bis ich keinen platz mehr darin habe, bis er so schwarz ist, dass er durchlässig wird und ich entglitt! entglitt! ich erinnere nochmals an das raumschiff, das ich inzwischen bereits mehrfach erwähnt habe.
deswegen steht dies hier im zusammenhang mit prekären dingen – und – weil ich, wenn ich mich recht entsinne, traurig und nicht nüchtern war.